Friedberger Allgemeine Montag, 3. März 1997 / Nummer 51
Der Wissenschaftler und Priester Bernhard Philberth (rechts) eröffnete die Ausstellung mit Werken des Friedberger Künstlers Adolf Ziegler zur Apokalypse. Bild: Schmidt

Die Archivgalerie wandelt sich zum sakralen Raum

Adolf Ziegler zeigt Zeichen der Zeit aus der Apokalypse
Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Schmidt
Friedberg

Unscheinbar wirkt das offene Büchlein, das erhöht auf einem Podest in der Friedberger Archivgalerie liegt. Doch dort dreht sich alles um den Text, der da in der Bibel aufgeschlagen ist: die Apokalypse des Apostels Johannes. Alle Motive daraus hat der Friedberger Künstler Adolf Ziegler in einer imposanten Gesamtschau in 64 Zeichnungen in eine symbolhafte Bildersprache umgesetzt.

Für Ziegler ist diese Apokalypse das am meisten mißbrauchte Buch des Neuen Testaments. Er hat sich diesem schwer zugänglichen Bibeltext vom Standpunkt eines unvorbelasteten Lesers angenähert und war fasziniert. Sämtliche Motive der "Geheimen Offenbarung" hat der Künstler in allen Einzelheiten, aber andererseits wiederum auf das Notwendige reduziert gezeichnet. "Einfache Zeichen und Symbole sollen die Aussagekraft verstärken", sagte Ziegler bei der gut besuchten Vernissage.
"Apokalypse - Zeichen der Zeit" steht an einer Wand über den streng angeordneten 64 schwarz-weißen Zeichnungen. Alle hat Ziegler in große Silberoxydreliefs umgesetzt, doch für die meisten reichte der Platz in der Archivgalerie nicht aus. Sie schimmern in vielfältigen Farbtönen, bekommen so einen kostbaren Charakter und wirken fast wie Altarbilder. Der Kontrast zu den einfachen Holzrahmen läßt die Reliefs um so mehr wie Schreine wirken.

All dies läßt die Archivgalerie wie einen sakralen Raum erscheinen. Der Künstler hält sich, -so wie es seine Art ist- bescheiden im Hintergrund. Einen anderen Zugang zur Apokalypse - als Wissenschaftler aber auch als Christ - fand Bernhard Philberth, der bei der Ausstellung die Eröffnungsrede hielt. Der Naturwissenschaftler, Erfinder, Author, Elektro- und Atomphysiker, der später auch Priester wurde, sieht in der Apokalypse eine "exakte Beschreibung eines Atomkrieges bis in Einzelheiten hinein". Vieles was in der "Geheimen Offenbarung" ungereimt erschiene, liege an einer falschen Auffassung der damaligen Ausdrucksweise der Bibel.

"Äußerst beeindruckt"
Philberth erzählte den Vernissage-Besuchern aber auch darüber, daß er früher als Berater verschiedener Regierungen sowie des Vatikans tätig war. Der Physiker war Urheber eines Projektes zur Beseitigung von radioaktiven Reaktorabfällen in den Eiskappen der Erde. Von Zieglers Gemälden zur Apokalypse war Philberth "äußerst beeindruckt". Anderen Besuchern wird sich die Bilderwelt der Apokalypse wieder ganz anders erschließen. Allerdings muß man sich den Zugang dazu teilweise erarbeiten. Hilfreich dabei sind die ausliegenden Erläuterungen. "Man braucht eine Anleitung, um es besser verstehen zu können", fand auch Friedbergs Bürgermeister Albert Kling, der die Ausstellung eröffnete.
Geöffnet ist die Ausstellung in der Archivgalerie, Pfarrstraße 6 bis zum 23.März dienstags bis freitags von 16 bis 19 Uhr und sonntags 11 bis 17 Uhr.